Erfolg durch Ignoranz!

Der grösste Fehler, den sie machen können ist es, auf die Angriffe einzugehen. Beschäftigen sie sich damit einfach nicht, lassen sie es. Konzentrieren sie sich auf ihre Texte.

Das ist ein Rat für Autoren, wie sie mit Kritik umgehen sollten. Ratgeber ist eine Internetseite, die für sich beansprucht, ein Onlineschreibkurs zu sein. Aus dem Artikel lässt sich entnehmen, dass Kritik nahezu immer als Angriff gemeint ist, vor dem sich jeder Autor, der erfolgreich sein will, schützen sollte. Gern auch mit einem Anwalt:

Wenn sie der Meinung sind, dass ihr Name oder ihr Text “durch den Dreck gezogen wird” und somit ihre Reputation gefährdet ist, dann lassen sie das durch einen Anwalt prüfen. Machen sie nicht den Fehler und gehen ohne Anwalt auf die Anschuldigungen ein!

Wie leidgeprüft muss die arme Betreiberin dieses Internetangebots sein. Apropos Reputation, sollte man sich da nicht gleich für den Kurs anmelden? Immerhin kann man die geballte Kompetenz sogar kostenlos bekommen, vorausgesetzt die viele Werbung auf der Seite stört einen nicht. Die erfolgt ohnehin überwiegend über vollkommen themenfremde Schlüsselbegriffe. Und vermutlich fällt sie gar nicht mehr auf, wenn man sich für den kostenpflichtigen Silber- oder gar Gold-Zugang entscheidet.

Ganz sicher ist: Eine derart kritikresistente Autorin muss ihrer eigenen Theorie zufolge einen weit größeren Erfolg eingefahren haben als all die Kollegen, die noch immer glauben, Kritikfähigkeit sei der Schlüssel zu eben jenem.

Tja, liebe Kollegen, tatsächlich ist es nämlich so:

Erfolgreiche Menschen sind stahlhart

Und wer könnte härter sein, als derjenige, der noch die kleinste Kritik als Angriff wertet, sich eine Mauer baut und dahinter weiter entsprechende Blümchen züchtet?

Daher die Empfehlung, die schließlich noch den letzten Zweifler überzeugen muss:

Schreiben sie unbeirrt weiter, lassen sie Kritiker einfach an sich abprallen und veröffentlichen sie ihren nächsten Text, denn durch Verunsicherung können sie leicht von ihrem Weg abgebracht werden. Und: Das ist das, was ihr Gegner will.
Lassen sie Kritiker einfach abblitzen – auch wenn sie vor Wut schäumen!

Ja, richtig gelesen: So wird Eigenbrödlerei zum fröhlichen Ball… äh, Prallspiel, bei dem die bösen Kritiker (die Gegner! Präg dir das ein!) gehörig in die Ecke gefeuert werden. Kein Wunder, dass die vor Wut schäumen. Denen kommt vermutlich die Galle hoch!

Nun mag der eine oder andere fragen (wenn er sich denn noch traut), was es denn mit der sogenannten konstruktiven Kritik auf sich hat. Keine Sorge, auch dafür hat die werte Dame einen Satz übrig. Mehr noch: sogar zwei! Und wer glaubt, ich hätte beim folgenden Zitat irgendetwas unterschlagen, der irrt:

Kritik hat oft eine positive Seite. Nutzen sie konstruktive Kritiken.
Wenn sie als Autor erfolgreich sein wollen, dann legen sie sich ein dickes Fell zu. Lassen sie ihre Kritiker einfach reden und konzentrieren sie sich auf das Wesentliche – auf das Schreiben ihres nächsten Textes!

Also nicht vergessen: Auch konstruktive Kritik ist zum Ignorieren da! Das schützt am besten vor denjenigen, die eigentlich in Behandlung gehören:

Lassen sie sich nicht unterbuttern – Kritiker sind nicht unfehlbar.
Wer es nötig hat, andere durch verbale Attacken zu erniedrigen, hat mein Mitleid und sollte sich bei einem Psychologen vorstellen.

Und jetzt meine ganz persönliche Empfehlung: Ihr könnt auf der Seite nicht nur das Autorenhandwerk lernen, nein, es gibt dort sogar einen Manuskript-Service! Ein Wunschangebot der vielen, vielen Leser dieser Internetseiten, dem sich die lehrmeisternde Autorin nicht widersetzen wollte.

Und ich bin mir sicher, jeder zahlt gern den nicht weiter spezifizierten Unkostenbeitrag, um dann ein völlig unkommentiertes Manuskript zurückzuerhalten. Kritik bleibt nun mal Kritik! Und sollte sich doch einmal eine kritische Anmerkung eingeschlichen haben – wir wissen ja nun, wie man damit umgeht: Einfach ignorieren. Oder noch besser: Anwalt einschalten!

6 Antworten auf “Erfolg durch Ignoranz!”

  1. Mal abgesehen von der Kritikresistenz ist auch nirgendwo eine Referenz zu finden, was die Dame zu einem Schreibkurs befähigen würde.
    Stattdessen finden sich etliche Schreibfehler …

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