Wieder mal bloggen?

Ich traue mich noch gar nicht richtig. Es ist schon so ewig her, das letzte Mal, dass ich gebloggt habe. Und wer hat Schuld? Die Arbeit, Social Media, überhaupt viel zu wenig Zeit … Ich!

Nun glaube ich nicht, dass der Welt irgendetwas Essenzielles verloren geht, wenn ich mal eine Weile (ein paar Jahre) nicht blogge. Das Verlustgefühl liegt wohl hauptsächlich bei mir. Denn ich habe ja gern gebloggt, wie überhaupt geschrieben. Natürlich erfordern auch Dinge, die man grundsätzlich gern tut, dass man immer mal wieder den inneren Schweinehund überwindet, und wenn man freiberuflich arbeitet und sehr viel zu tun hat, gilt das vermutlich noch mehr. Es gibt ja weit bequemere Dinge, um sich von Anstrengung zu erholen, als das Schreiben (vor allem, wenn die Erholungsphasen nicht sehr ausgedehnt sind). Und da sich bei meiner Arbeit ohnehin schon so ziemlich alles um Texte dreht, trifft das noch umso mehr zu.

Tatsächlich ist das Bloggen – bei aller Freude daran – für mich eher eine Art Nebenprodukt. Denn was ich vor allem erreichen will, ist, wieder den Motor anzuwerfen für das kreative und fiktive Schreiben. Wieder mehr Routine zu bekommen, zu trainieren, mich zu motivieren. Daher habe ich mir täglich nur ein relativ kleines Zeitfenster dafür eingeräumt und werde sehen, wie lange ich damit dann für einen Blogartikel benötige. Recht lang vermutlich, denn das Zeitfenster bleibt natürlich leider nur dann frei, wenn ich es nicht für die Auftragsarbeit benötige. Und da ich nicht nur „Im Auge des Autors“ wiederbeleben will, wird das Zeitfenster auch noch für andere „Schreibübungen“ herhalten müssen.

Aber mal schauen – ein Neuanfang ist jedenfalls gemacht.

LesBar: Haufen

Foto: Pixabay

LesBar, Foto: Anneka
LesBar
(Foto: © Anneka)

Er hat schon immer einen Haufen Sachen gemacht. Mancher Haufen Scheiße war darunter. Aber er hatte auch schon immer einen zu laufen. Sagen die anderen. Er läuft einfach. Hier hin und da hin. Mal beides gleichzeitig. Manchmal schnell, manchmal langsam. Er kommt nie irgendwo an. Aber er will auch nicht ausruhen. Die Zeit ist zu kurz, das Neue zu schnell alt. Er wird nicht alt. Sagt er selbst. Das Keuchen gehört dazu.

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© BennoP

Schon überarbeitet? Pausen machen

Foto: Pixabay

Foto: © grafvision
Schon überarbeitet?
Foto: © grafvision

Tippi, die ihr vielleicht noch aus früheren „Schon überarbeitet?“-Artikeln kennt, hat im Unterschied zu mir keine Zeit vergehen lassen. Als der ebenfalls bekannte Herr Schultertipper ihr von den möglichen drei Überarbeitungsschritten erzählt hatte, in denen sie sich nacheinander um Inhaltliches, Stilistisches und Grammatikalisches kümmern könnte, wollte sie sich sofort an die Arbeit machen.

„Stopp!“, rief da der Schultertipper. „Warum so eilig?“
Tippi aber wunderte sich, was der Kerl gegen ihren Arbeitseifer haben könnte. Der wiederum erklärte ihr, sie müsse zunächst einmal eine Pause einlegen, den Text, den sie doch gerade erst geschrieben habe, ruhen lassen, Abstand gewinnen. So viel wie möglich (wenigstens ein paar Tage, besser ein paar Monate), falls nicht viel Zwingenderes als die eigene Ungeduld dem im Wege stünde.

Es ginge darum, dem Text mit so fremdem Blick wie nur möglich wiederzubegegnen, damit sie nicht mehr lese, was sie schreibend gemeint habe, sondern nur, was dort tatsächlich stehe. Dieser Schritt, die Pause für den Text, sei wichtiger Bestandteil der Überarbeitung und auf keinen Fall zu vernachlässigen. Tatsächlich könne man ihn im weiteren Verlauf gern noch einige Male wiederholen, etwa vor jedem weiteren Überarbeitungsschritt.

Ihre Ungeduld, sagte er Tippi, als er die Enttäuschung in ihren Augen sah, könne sie am besten dadurch zügeln, indem sie sich inzwischen einem anderen Text widme: einem, der noch geplant, geschrieben oder nach seiner Pause nun überarbeitet werden müsse.

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Outfit

Foto: Pixabay

Rund ums Blog Foto Pixabay
Rund ums Blog
Foto Pixabay

Ich bin in den letzten Tagen zu der Überzeugung gelangt, dass mein Blog mal einen neuen Anstrich braucht. Jetzt muss ich nur noch ein bisschen Zeit finden. Und dann den Schritt wagen.

Schon überarbeitet? Die drei Durchgänge

Foto: © grafvision

Foto: © grafvision
Schon überarbeitet?
Foto: © grafvision

Man nimmt sich ja immer so viel vor. Und dann bleibt beinahe noch mehr liegen. So wie die Artikelreihe zum Überarbeiten, deren letzter Artikel vor fast einem Jahr erschienen ist. Immerhin, wie lang her auch immer, ich versuche meist, die Dinge zu Ende zu bringen. Und damit steht hier der dritte Teil der Reihe „Schon überarbeitet?“ an.

In den bisherigen Teilen hatte ich euch Schreiberline Tippi vorgestellt, die sich von dem wunderlichen Herrn Schultertipper einiges hatte sagen lassen müssen, was die abschließende Überarbeitung ihres Manuskriptes anging. Seufzend hatte sie zur Kenntnis genommen, dass es wohl mit ein paar Korrekturen nicht getan wäre, drängte dann aber darauf, zu erfahren, womit sie denn also beginnen solle.

Herr Schultertipper verwies nun darauf, er habe ja bereits einmal von mindestens drei Überarbeitungsdurchgängen gesprochen. Und das aus gutem Grund, ginge es doch im Wesentlichen um drei Aspekte, die bei der Überarbeitung zu prüfen seien:

  1. inhaltliche,
  2. stilistische und
  3. grammatikalische.

Schultertipper schlug vor, sich zuerst um alles Inhaltliche zu kümmern. Erst, wenn es dort nichts mehr zu tun gebe, könne Tippi sich damit beschäftigen, den bestmöglichen Ausdruck dafür zu finden, um schließlich zu kontrollieren, dass dieser fehlerfrei umgesetzt sei. Jeder der drei Aspekte fördere meist noch einiges an Arbeit zutage, weshalb die Bearbeitung möglichst gründlich und in Ruhe durchzuführen sei.

Und dennoch, so wandte er selbst ein, könne sein Rat im besten Falle Richtlinie sein. Und er wiederholte, dass jeder Autor und jede Autorin anders sei. Manchen ginge es etwa besser damit, bei jeder Überarbeitung auf alle Aspekte gleichzeitig zu achten, und sei es nur, weil es ihnen nicht gelänge, einen davon auszuklammern. Auch, ob jemand weniger oder mehr Durchgänge brauche, sei nicht nur von Autor*in zu Autor*in verschieden, sondern hänge natürlich auch von den Erfordernissen des jeweiligen Werkes ab.

Wichtig sei vor allem, offen zu sein. Wer von vornherein die Erwartung mitbringt, es würden sicher nur ein paar Kleinigkeiten auszubessern sein, verschließt seinen Blick womöglich vor dickeren Patzern. Und solche könnten uns schon im nächsten Teil begegnen.

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LesBar: Dem Tod verfallen

LesBar, Foto: Anneka

LesBar, Foto: Anneka
LesBar
(Foto: © Anneka)

War es nicht gerade das Geheimnisvolle, das mich angezogen hatte? Dieser Blick aus den Augen einer Leopardin?
Vom ersten Moment an hatte ich mir gewünscht, ihr zum Opfer zu fallen. War ich nun, nachdem ich schon fast verzweifelt aufgegeben hatte, endlich dem Ziel dieser Wünsche näher gekommen?

Ohne Zweifel. Denn ich befand mich allein mit ihr in einem abgedunkelten Zimmer. Ihrem Zimmer. Nur das Licht einer Kerze ließ ihre Augen funkeln.
Ihr Blick verriet mir, dass ich hoffnungslos verloren war. Sie musste nicht heucheln. Ich hatte begriffen, was unbegreiflich war. Und ich sah keinen Grund, mich dagegen zu wehren.

Ihre Kleidung und was ich im Schein der Kerze von der Einrichtung erkennen konnte, versetzte mich in eine andere Zeit. Eine andere Welt, die nun betreten wurde von einem weiteren Wesen, nicht weniger fesselnd als meine Leopardin, doch das Haupt schwarz behaart. Ein Panther!

Stumm saß ich ihnen gegenüber, still maßen mich ihre Blicke.
Dann, ein Schnurren! Auf leisen Sohlen näherten sie sich, zum Sprung bereit.
Sie spielten ein Spiel, spielten mit ihrer Beute. Sanft strichen ihre Pfoten über meinen Leib, die Krallen verborgen. Verräterisch kitzelte das Haar der einen meine Brust, liebkoste die Nase der anderen meinen Bauchnabel.

Es war kein Sträuben, das alle Härchen an meinem Körper aufrichtete. Die Erregung schickte mir heiße und kalte Schauer. Und als meine Männlichkeit auferstand, fühlte ich den Betrug, den dieses Wort der Stärke in sich barg. Doch ich lächelte.

Lächelte noch, als sie die Zähne bleckten, die Krallen aus den Tatzen fuhren, aus dem Schnurren ein Fauchen wurde und ich, in diesem Moment höchsten Glücks, dem Tod entgegensah.

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© Ben Philipp

Schon überarbeitet? Wie lang denn noch?

Foto: © grafvision

Foto: © grafvision
Schon überarbeitet?
Foto: © grafvision

Ich fühle mich fast schon wie George R. R. Martin, so lange wie ihr jetzt schon auf den zweiten Teil der Reihe „Schon überarbeitet?“ warten musstet. Aber adeln wir mich nicht unnötig, sondern legen lieber gleich los, schließlich ist Zeit knapp. Und genau darum soll es in diesem Teil gehen, um Zeit, also darum, wie lange man sein (doch eigentlich schon fertiges) Werk überarbeiten sollte.

Dass eine Überarbeitung mehr ist als eine Fehlerkorrektur, hat der seltsame Schultertipper im ersten Teil schon behauptet, als er Autorin Tippi zur Seite stand. Dann hat er lauter Dinge heruntergerasselt, bis Tippi fürchtete, sie werde ihren Roman länger überarbeiten, als sie überhaupt daran geschrieben hat. Tja, was glaubt ihr, hat da der Schultertipper geantwortet? Er hat mit den Schultern gezuckt. Wohlgemerkt mit seinen eigenen. „Kann passieren“, hat er noch gesagt, und dass alles davon abhänge, welcher der unendlich vielen Autorentypen sie sei, und welche Arbeitsweise sie bevorzuge.

Es gäbe da diejenigen, die keinen Satz schreiben könnten, ohne ihn nicht zwanzigmal im Kopf hin und her gewendet zu haben, bis sie zufrieden seien. Die wären zwar beim Schreiben nicht besonders schnell, aber das, was dann auf dem Papier stünde, sei bereits so perfekt, dass vielleicht schon ein einmaliges Drüberlesen ausreiche, mehr um sicherzugehen. Die akribischen Planer leisteten oft eine so gute Vorarbeit, dass sie am Ende wenigstens vor gröberen Schnitzern gefeit seien. Vielleicht wäre sie aber auch eine derjenigen, die sich beim Schreiben eher treiben lassen und in einer entsprechend längeren Überarbeitungsphase überhaupt erst einmal schauen müssen, was dabei eigentlich herausgekommen ist. Schließlich führte er noch – ohne dabei auch nur im Geringsten die Nase zu rümpfen – diejenigen an, die von vorneherein und ganz bewusst in der Schreibphase jeden inneren Zensor/Lektor ausschalteten und quasi gezielt auf eine zu überarbeitende Rohfassung hinschrieben.

Eine Überarbeitung am Ende, so der Schultertipper, werde man kaum umgehen können, aber wie umfangreich die ausfalle, hänge eben unter anderem von der Überarbeitung ab, die man bereits beim Schreiben vollzogen, und der Vorbereitung, die man schon vor dem Schreibprozess geleistet habe. Am Ende gleiche sich das wahrscheinlich mehr oder weniger aus. Und letztlich zähle sowieso nur das Ergebnis.

Tippi nickte, war aber doch nicht ganz zufrieden, sehnte sich nach Anhaltspunkten. „Überarbeite dein Manuskript in mindestens drei Durchgängen“, sagte der Schultertipper. „Wenn du die Zeit hast, lass es zwischendurch ein paar Wochen liegen. Wenn du nach der letzten Überarbeitung nicht mehr weißt, was du noch besser machen könntest, gib dein Werk an Testleser, damit du es später hinsichtlich ihrer Anmerkungen erneut überarbeiten kannst. Und vergiss, während du diese Punkte abarbeitest, nie, dass nur das Ergebnis zählt!“

„Okay, nur eines noch“, sagte Tippi. „Womit soll ich beginnen?“ Der Schultertipper seufzte und vertröstete sie auf das nächste Mal.

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LesBar: Intrige

LesBar, Foto: Anneka

LesBar, Foto: Anneka
LesBar
(Foto: © Anneka)

Für echte Intrigen, brillant erdacht und ausgeführt, damit in gewisser Weise bewundernswert, haben selbst Intriganten heutzutage kaum noch Zeit. Bleiben nur die Autoren.

Hansdampf

Autora Auge, Foto: Voronin76

Autora Auge, Foto: Voronin76
Autora Auge
(Foto: © Voronin76)

Autora Auge:
Hallo, Paul, du warst, wie ich hörte, ein erfolgreicher Kesselchen-Rennfahrer in England.  In der Anthologie „Von Feuer und Dampf“ liest man aber von der noch weiter zurückliegenden Zeit in Hamburg. Da warst du wohl eher eine Art Hansdampf in allen Gassen. Mit welchen Gefühlen erinnerst du dich an diese Zeit?

Paul:
Oh, es war schon eine harte Zeit, die mich geprägt hat. Ohne sie, wäre ich vielleicht nie ein so guter Rennfahrer geworden. Aber es war auch eine schöne und lustige Zeit. Bis auf … Reden wir lieber nicht drüber, da tut mir gleich wieder alles weh.

LesBar: Abend

LesBar, Foto: Anneka

LesBar, Foto: Anneka
© Anneka

Ist nicht der Abend das Wochenende des Tages. Freuen wir uns nicht schon am Morgen auf seine Stunden? Jene, in denen wir die Beine ausstrecken oder gar hochlegen. In denen Zeit für ein paar Worte mit den Liebsten ist. Oder auch für gemeinsames Schweigen.

Wie schön, wenn man dann geschafft hat, was man schaffen wollte. Sodass der Kopf frei ist fürs Nichtstun. Oder für etwas ganz anderes. Für mich. Für dich. Für uns beide.

Entern: Absetzen

Entern, Foto: Patryk Kosmider

Entern, Foto: Patryk Kosmider
© Patryk Kosmider

Ein Absatz ist rein formal gesehen ein Abschnitt eines Textes, der durch Zeilenumbrüche eingegrenzt und damit optisch hervorgehoben wird. Er beginnt nach einem Zeilenumbruch und endet mit einem Zeilenumbruch. Er kann zusätzlich kenntlich gemacht werden, indem, wie in diesem Blog, vor und/oder nach einem Absatz (also mit dem einmaligen Betätigen der Entertaste) ein größerer Zeilenabstand erzeugt wird. Außerdem wird der Absatz häufig durch Einrückung der ersten Zeile zusätzlich markiert. Beide Formatierungen sind allerdings von den meisten Verlagen in Manuskripten nicht erwünscht.

Gut, das alles ist noch recht simpel. Schwierig wird es, wenn wir uns fragen, wann denn nun der Zeitpunkt gekommen ist, einen Absatz abzuschließen und einen neuen zu beginnen. Von der Szene wissen wir, dass sie (im Idealfall) einen eigenen Spannungsbogen besitzt, ist das beim Absatz auch so? Nein, von Spannungsbögen kann man bei solch kleinen Abschnitten wahrlich nicht sprechen. Eher von Sinneinheiten. Und die können nun mal recht unterschiedlich geprägt sein und sind obendrein individuell interpretierbar. Manchmal wird man sich dabei eher auf sein Gefühl verlassen. Feststehende Regeln gibt es nicht, weshalb ich einfach mal an einer Szene aus meinem Ben-Philipp-Roman „Kampf um jeden Meter“ ein paar Möglichkeiten demonstrieren will.

Er schüttelte Lucas die Hand.
„Danke, Sebastian. Tut mir leid für dich.“
„Ach was“, wehrte er ab. „Die Hauptsache ist doch, dass dir nichts weiter passiert ist.“ Er hoffte, dass es genauso glaubhaft klang wie Lucas’ Bedauern. Gerade noch rechtzeitig besann er sich. „Ich wünsch dir viel Glück in der Quali.“
Lucas bedankte sich und setzte den Helm auf. Er würde als einer der ersten auf die Strecke gehen.

Die Szene beginnt mit einem Dialog. Den Sprecherwechsel, den der nächste Artikel genauer behandelt, rechnen wir trotz Zeilenumbruch nicht als einzelne Absätze. Der gesamte Dialog bildet also einen Absatz. Das nach dem Dialog etwas Neues beginnt, was einen neuen Absatz nahelegt, ist, denke ich, recht nachvollziehbar.

Obwohl Sebastian noch immer enttäuscht war, spürte er ein Kribbeln, als sei er es selbst, der nun das Team in eine gute Startposition bringen musste. Es verstärkte sich noch, als der Motor aufheulte und Lucas den Wagen aus der Box fuhr.

Der zweite Absatz ist recht kurz, weshalb man überlegen könnte, ihn an den vorherigen anzubinden. Allerdings gibt es eben einen inhaltlichen Schnitt: Das Gespräch ist vorbei, Lucas fährt aus der Box, weshalb offenbar auch ein bisschen Zeit zwischen Absatz 1 und Absatz 2 vergangen sein muss, wenn auch nur einige Minuten. Eine deutliche inhaltliche Zäsur gibt es auch zum folgenden Absatz.

Sebastian schaute zur Box von Christian. Auch er machte sich bereit. Als eines der neuen Teams musste Virgo erst einmal eine sichere Zeit fahren, konnte sich das Risiko nicht leisten, erst am Ende des Turns auf die Strecke zu gehen.

Wieder ein kurzer Absatz, und wieder könnte man diskutieren, ob man ihn  nicht diesmal mit dem folgenden Absatz zusammenlegen will. Es spricht wenig dagegen. In beiden Absätzen schaut sich Sebastian in der Box um, allerdings fällt im folgenden Absatz der Blick auf die Frau, die im Spannungsbogen der gesamten Szene für den Konflikt sorgt, sie ist hier die Antagonistin. Daher habe ich mich entschieden, das mit einem neuen Absatz zu würdigen.

Im hinteren Teil von Christians Box sah er eine junge Frau. Die Bügel ihrer schwarzen Sonnenbrille verschwanden in den schulterlangen blonden Haaren. Bevor Sebastian richtig begriffen hatte, wen er da anstarrte, winkte sie ihm. Er konnte sich eben noch zurückhalten, schnell zu Boden zu sehen oder sich gar wegzudrehen. Er hob leicht die Hand und nickte Hanna zu. Warum konnte er sich jetzt nicht einfach abwenden?

Der Absatz endet, weil hier die zumindest theoretische Möglichkeit aufgezeigt wird, der drohenden Konfrontation noch zu entgehen. Der erste Satz des folgenden Absatzes macht genau diese Hoffnung zunichte. Die Teufelin kommt!

Sie kam auf ihn zu. Ihr lässig schwingender Gang in den engen Jeans verbreitete einen Hauch von Hollywood. Sie nahm die Sonnenbrille ab, und nun wurde sie zu einem frühreifen Mädchen, gerade neunzehn Jahre alt. Doch als sie vor ihm stand und ihn zwang, in ihre blaugrünen Augen zu schauen, wirkte sie so abgebrüht, als habe sie schon alles gesehen. So kannte er sie. So hatte sie ihn schon immer fasziniert. Obwohl er nun wusste, dass der Schein keineswegs trog.

Nun folgt der Absatz, der den zentralen Dialog der Szene enthält. Den Konflikt zwischen Sebastian, der nur Ersatzfahrer ist, und seiner Ex, die inzwischen mit Christian, dem Stammfahrer des Teams, zusammen ist. Der Absatz zieht sich bis zum Ende der Szene, ist also deutlich länger als die bisherigen, aber inhaltlich in  sich geschlossen. Wollt ihr ihn noch lesen? Na gut.

„Hi, Sebastian! Freut mich echt, dich zu sehen.“
„Hallo.“
„Wer hätte das gedacht, dass wir so bald schon wieder in einem Team sind.“ Sie lächelte.
Sebastian kam es vor wie das Grinsen des Teufels. „Sehr witzig!“
„Nein, mal im Ernst. Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Ein Jahr? Oder länger? Warst du nicht vor zwei Jahren bei Christians Meisterschaftsfeier? Kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen.“ Sie machte eine Pause, hielt ihn aber mit ihrem Blick gefangen. „Wie ist es dir nach dem Unfall ergangen? Alle Wunden verheilt?“
Sebastian wollte schreien. Sie anschreien. Vielleicht noch mehr. „Es geht mir gut!“ Es gelang ihm nicht einmal, den bestimmenden Tonfall, der das Gespräch hätte beenden sollen, in seine zitternde Stimme zu legen.
„Natürlich! Da fällt mir ein, dass ich dir noch gratulieren muss. Zu deinem Einstand in der Formel 1. Ich hätte ja nicht gedacht, dass du es noch so weit bringst.“
„Tja, da siehst du mal!“ In dem Moment, in dem er es sagte, fiel ihm auf, wie lächerlich das klang. Umso wütender fuhr er fort: „Und, wie ist es mit Christian? Dass du nach seiner verkackten Saison letztes Jahr noch bei ihm bist, wundert mich wirklich.“ Nach diesem Treffer wollte er sich besser fühlen.
Aber Hanna kannte keine Gnade. Keine Sekunde ließ sie ihn an einen Triumph glauben, grinste stattdessen nur noch breiter. „Das, mein Süßer, ist Liebe!“
„Wer soll dir das denn glauben?“, versuchte er zu kontern. „Und jetzt halte mich nicht von der Arbeit ab!“
Sie lachte. „Ja, sicher! Du kannst dich heute vor Arbeit wahrscheinlich kaum retten. Mit welchem Auto gehst du denn heute ins Qualifying? Oder brauchen die Streckenposten noch Hilfe?“
Er ballte die Fäuste. Steckte sie in die Taschen seines Overalls, um sie besser unter Kontrolle zu haben. Warum bohrte sie noch in der Wunde? Schlimmer noch: Warum ließ sie ihm nicht die geringste Chance für einen halbwegs würdevollen Abgang?
„Sebastian!“
Er drehte sich um. Es war Frank. Wahrscheinlich stand er da schon eine Weile.
„Kommst du mal? Wir haben da gleich noch einen Interviewtermin, hast du das vergessen?“
Obwohl er nichts von einem derartigen Termin wusste, nickte er. „Richtig. Weiß schon gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht.“ Er wandte sich an Hanna. „Tut mir leid, meine Liebe, aber du musst dir jetzt leider jemand anderen für ein nettes Gespräch suchen.“
„Natürlich, kein Problem“, antwortete sie mit einem Grinsen. „Grüß die interessierte Presse von mir.“ Sie winkte Frank und ließ Sebastian stehen.

Wir sehen, Absätze können unterschiedlich lang sein und aufgrund verschiedener Kriterien Sinneinheiten bilden, die obendrein der individuellen Interpretation und Wirkungsabsicht des Autors folgen. Dialoge, Erinnerungen, Gedankenmonologe, eine Reihe von miteinander verbundenen Handlungen, Landschafts-, Figuren- und andere Beschreibungen, Erzählerkommentare, … – das alles können Sinneinheiten sein, die in einem Absatz zusammengefasst werden. Theoretisch könnte man so jedem Absatz eine kleine Überschrift geben: A denkt über die nächsten Schritte nach. B unterhält sich mit C. D erinnert sich an seine Kindheit. E baut die Waffe zusammen. F betrachtet die Landschaft vor dem Fenster. G beobachtet den Neuankömmling. Der Erzähler spricht über Tante Berta.

Es empfiehlt sich außerdem, immer einen halben Blick auf die Länge der Absätze zu haben. Wenn gute Gründe dafür sprechen, ist ab und an ein sehr kurzer Absatz weniger schlimm als ein zu langer. Denn lange Absätze strengen den Leser an und wirken unübersichtlich. Viele kurze Absätze sorgen stattdessen für ein zerpflücktes, unruhiges Textbild. Keinesfalls ist aber die Länge das dominante Kriterium, um das ideale Ende für einen Absatz zu finden.

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Leipziger Spätlese

Star Ursula

Ich bin spät dran, die Leipziger Buchmesse liegt schließlich schon ein paar Tage zurück. Und auch jetzt ist meine Zeit etwas knapp bemessen. Deshalb will ich nicht lang schnacken und euch einfach mit ein paar Bildern (hoffentlich) erfreuen:

Seraph Preisverleihung
Preisverleihung zum Phantastikpreis Seraph

Die Vorsitzenden
Die Vorsitzenden der Phantastischen Akademie Natalja Schmidt und Oliver Graute

Kai Meyer
Bestes Buch: Kai Meyer: „Asche und Phönix“ (Carlsen)

Mechthild Gläser
Bestes Debüt: Mechthild Gläser: „Stadt aus Trug und Schatten“ (Loewe)

Jan Oldenburg
Bestes Debüt: Jan Oldenburg: „Fantastik AG“ (Piper)

Andrea Bottlinger
Andrea Bottlinger liest aus „Aeternum“ (Droemer Knaur)

Thomas Finn
Thomas Finn liest aus „Der silberne Traum“ (Ravensburger)

Jennifer Benkau
Jennifer Benkau liest aus „Dark Canopy“ (script5)

Gabriella Engelmann und Jakob M. Leonhardt
Gabriella Engelmann und Jakob M. Leonhardt lesen aus „Im Pyjama um halb vier“ (Arena)

Gabriella Engelmann
Gabriella Engelmann im Pyjama

Jochen Till
Jochen Till am dotbooks-Stand im Gespräch zu „Bekenntnisse eines Serienjunkies“

Serienjunkie
Ein Serienjunkie

Ursula Poznanski
Ursula Poznanski liest aus „Die Verratenen“ (Loewe)

Ursula Poznanski
Ursula Poznanski

Vorwärts

Vom Schreibtisch, Foto: Marko Tomicic

Vom Schreibtisch, Foto: Marko Tomicic
© Marko Tomicic

Ich arbeite mich voran, langsam, aber ich arbeite wieder. Am Ratgeber, meine ich. Die Zeit dafür ist knapp bemessen, doch immerhin wurde das Manuskript in der letzten Zeit fast täglich ein paar Zeilen länger. Im Moment sitze ich an Beispielexposés. Gut für den nächsten Skriptkieker.

Entern: In Szene setzen

Entern, Foto: Patryk Kosmider

Entern, Foto: Patryk Kosmider
© Patryk Kosmider

Ob wir unsere Geschichte nun in Kapitel unterteilt haben oder nicht, der nächstbeste Grund, die Entertaste zu betätigen, ist das Ende einer Szene. Denn in einem gut strukturierten Text werden Szenenwechsel der Übersicht wegen häufig mindestens durch eine Leerzeile sichtbar gemacht. Da ich zu Szenen unter anderm hier schon Artikel verfasst habe, versuche ich mich in diesem Blogbeitrag auf das Wesentliche zu beschränken (was nicht unbedingt meine Stärke ist).

Spricht man von einer Szene, kann man Verschiedenes meinen. Da dieser Beitrag vor allem die Frage behandelt, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, eine Szene mithilfe der Entertaste abzuschließen und eine neue zu beginnen, steht nicht nur die Szene im (str)engeren Sinne zur Debatte. Den Aspekt des szenischen Erzählens klammern wir hier demnach aus, betrachten stattdessen Textpassagen hinsichtlich der Merkmale, die sie zu einer in sich geschlossenen Einheit werden lassen.

Klassischerweise sind das vor allem drei:

  • Handlungsort
  • Handlungszeitraum
  • handelndes Personal

Diese drei Kriterien werden auch heute noch gern herangezogen, um einen Szenenwechsel zu identifizieren. Und in der Regel klappt das auch ganz gut. Vor allem Ort und Zeit sind sehr hilfreich, denn praktisch immer, wenn die Handlung von einem Ort zu einem anderen wechselt oder in der Zeit springt, kann man davon ausgehen, dass auch von einer in die andere Szene (hier ganz eindeutig auch im Sinne von Szenerie) gesprungen wird.

Stellen wir uns vor, wir wollen die Geschichte des Hobbits Bilbo Beutlin erzählen, der mit dem Zauberer Gandalf und 13 Zwergen aufbricht, den Drachen Smaug zu besiegen. Wir beginnen die Geschichte damit, dass Bilbo vor seiner Hobbithöhle von Gandalf in ein Gespräch verwickelt wird.

1. Szene:

  • Ort: Vor der Hobbithöhle
  • Zeit: Dienstagmorgen
  • Personal: Bilbo, Gandalf

Wenn die beiden ihr Gespräch abgeschlossen haben, geht Bilbo in seine Höhle (oder genauer: Bilbo beendet das Gespräch, indem er sich in die Höhle zurückzieht). Die nächste Szene könnte also direkt im Anschluss in der Höhle spielen.

2. Szene:

  • Ort: In der Hobbithöhle
  • Zeit: Dienstagmorgen
  • Personal: Bilbo

Tatsächlich passiert aber für unsere Geschichte am Dienstagmorgen nichts wirklich Wichtiges mehr. Wir lassen daher Bilbo lieber den Rest des Tages und die Nacht über allein und schauen erst am nächsten Tag wieder bei ihm vorbei, wenn etwas geschieht, das unsere Geschichte voranbringt, die Ankunft der 13 Zwerge nämlich.

2. Szene:

  • Ort: In der Hobbithöhle
  • Zeit: Mittwochnachmittag (zum Tee)
  • Personal: Bilbo, 13 Zwerge, Gandalf

Der Wechsel von der ersten zur zweiten Szene ist also gekennzeichnet durch Orts-, Zeit- und Personalwechsel. Die Szenerie ändert sich nun für eine ganze Weile nicht, denn die ganze große Gemeinschaft bleibt bis zum Abend in Bilbos Höhle. Natürlich läuft die Zeit weiter, aber einen Zeitsprung gibt es nicht. Den markiert dann erst die Nachtruhe, wenn sich alle zu Bett begeben, und die Geschichte erst wieder am folgenden Vormittag aufgegriffen wird. Zwar bleiben wir vorerst in der Hobbithöhle, aber neben der Zeit hat sich auch die Personalsituation geändert.

3. Szene:

  • Ort: In der Hobbithöhle
  • Zeit: Donnerstagmorgen
  • Personal: Bilbo

Ich denke, das Prinzip ist klar. Mindestens eines der genannten Kriterien ändert sich (wobei in der Regel nur deutliche Veränderungen von Bedeutung sind) und wir erkennen einen Szenenwechsel.

Wer die Geschichte kennt, merkt aber vielleicht schon, dass zumindest die Personalsituation nicht immer so deutlich ist. Wären wir streng, müssten wir die zweite Szene in viele bedeutend kürzere aufteilen, denn Bilbos Besucher kommen nicht alle auf einmal, sondern in kleinen Grüppchen. Auch beginnt die Szene natürlich nicht unmittelbar mit dem Eintreffen der Zwerge. Und wer Bilbos Geschichte nicht nur aus dem Kino kennt, weiß außerdem, dass sich in der Buchvorlage die Personalsituation in der von mir so benannten 3. Szene schnell ändert, weil Gandalf den Hobbit schon nach weniger als einer Buchseite wieder aufsucht. Ganz abgesehen von den einleitenden Worten, die unserer 1. Szene vorangehen. Ganz so einfach ist es also doch nicht.

Halten wir erst einmal fest, dass Orts-, Zeit- und Personalwechsel eher eine grobe Orientierung darstellen. Zum einen, weil es Ein- und Überleitungen gibt, die Szenen in einen Kontext stellen, also dafür sorgen, dass es keine Brüche vor, nach und zwischen den Szenen gibt, die den Leser möglicherweise verwirren könnten. Zum anderen, weil diese Szeneriemerkmale eher als Hilfsmittel anzusehen sind.

Wir könnten uns eine – zugegebenermaßen ungewöhnliche – Geschichte vorstellen, in der immer dieselben Figuren anwesend sind, in der es keine Zeitsprünge gibt und der Handlungsort nicht wechselt. Etwa eine Art Kammerspiel mit einem Ehepaar, das ausschließlich in der Küche der beiden spielt und in einem Zeitrahmen von drei Stunden abläuft. Besteht die Geschichte dann nur aus einer Szene? Oder werden dann einfach beispielsweise sehr kurze Zeitsprünge bedeutsam? Sie lassen sich sicher finden und können Anhaltspunkte sein. Vor allem wird aber nun deutlich, wie sich Szenen tatsächlich voneinander abgrenzen.

Schauen wir uns noch einmal Bilbos Geschichte an. Was passiert da eigentlich inhaltlich, also auf der Handlungsebene? In der ersten Szene wird Bilbo von Gandalf in ein Gespräch verwickelt, in dem der Zauberer ihm erklärt, er wolle zu einem Abenteuer aufbrechen und den Hobbit mitnehmen. Bilbo wird von Gandalf in seiner Ruhe gestört und sogar dazu aufgefordert, diese Ruhe für lange Zeit, vielleicht für immer aufzugeben. Bilbo will davon nichts wissen und den Zauberer loswerden. Er ficht einen Konflikt aus, den er schließlich beendet, indem er in seine Höhle verschwindet, so schnell es die Höflichkeit eben erlaubt. Damit ist auch die Szene zu Ende.

Die Szene beginnt also mit einer Ausganssituation, in die ein Ereignis hereinbricht (Gandalf taucht auf und quatscht den Hobbit zu), das einen Konflikt auslöst. Und die Szene endet, wenn der Konflikt zumindest vorläufig gelöst wird (nicht selten wird hier ein Konflikt zum Schwelen beiseite geschoben). Das bedeutet, die Szene besitzt einen Spannungsbogen. Das wiederum bedeutet, die Szene stellt einen in sich geschlossenen Handlungsabschnitt dar.

Auch die zweite Szene besitzt einen Spannungsbogen: Bilbo, schon im Glauben, er könne den Vorfall des Vortags vergessen, wird erneut überfallen. Und diesmal drängen die noch aufdringlicheren Zwerge auf eine Entscheidung. In Bilbo beginnt eine Stimme lauter zu werden, die sich doch nach einem Abenteuer sehnt. Er fällt schließlich tatsächlich eine Entscheidung (die in Film und Buch unterschiedlich ausfällt). Das Ende der Szene bestärkt dem Eindruck, diese Entscheidung sei endgültig.

Szenen sind also in sich geschlossene Handlungsabschnitte, die im Idealfall dem Prinzip eines Spannungsbogens folgen. Das gilt ganz besonders für solche Szenen, die tatsächlich auch szenisch inszeniert sind. Aber auch narrative Szenen und solche Abschnitte, die eher eine zusammenfassende Überleitung darstellen (etwa eine weitgehend ereignislose Reise von einem Handlungsort zum nächsten) haben häufig einen Spannungsbogen, wenn auch möglicherweise einen recht flachen (Konflikt: Der Protagonist muss von A nach B kommen; Lösung: Der Protagonist hat B erreicht).

Dass sich der Szenenwechsel häufig an Ort, Zeit und Personal ablesen lässt, hängt einfach damit zusammen, dass die Szenenkonflikte, die die Szenenspannungsbögen bestimmen, von jeweils ganz bestimmten Figuren ausgetragen werden, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort aufhalten. Rückt eine neue Szene einen neuen (oder wieder aufgeneommenen) Konflikt in den Fokus, ändern sich dementsprechend auch die konfliktbestimmten Parameter.

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Philvent – die dreiundzwanzigste Tür

© Ramona Heim

© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

Sonntag, 4. Advent. Der Kranz leuchtet hell. Vier Kerzen verkünden nun das Unweigerliche. Das Unvermeidbare. Den Tod. Keine Zeit mehr. Ich habe mich erkundigt. Morgen wird man mich ins Haus holen. Zum Essen. Höhepunkt der Feierlichkeiten. Wenigstens musst du dann nicht mehr frieren, haben mir die gesagt, die Mitleid mit mir haben. Wenigstens hältst du dann den Schnabel, sagten die anderen. Ja, mir ist jetzt schon heiß. Und meinen Schnabel werde ich verlieren. Da kommen sie! Ist es schon so weit? Nein, sie schauen nur, ob ich kräftig und gesund bin. Das Futter war gut. Aber ich zittere. Obwohl mir ganz und gar nicht kalt ist. Habe ich Fieber? Werde ich krank? Das ist es: frohe Weihnachten!

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