Ungezwungen

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Cover: Die Rache der FederManche haben es vielleicht schon gehört: Ich lese mit den lieben Kollegen in Leipzig auf der Buchmesse. Am 18. März ab 10.30 Uhr auf der Fantasyleseinsel. Bislang habe ich mich mit Informationen dazu zurückgehalten, denn meine KollegInnen und ich hofften noch, dass sich das vielleicht als Ente … äh … dass am Ende wir vielleicht doch nicht müssen … können … dürfen … ähm …

Jedenfalls freuen wir uns alle ganz ungemein darauf. Denn natürlich machen wir das ganz freiwillig. Wie auch sonst? Kann uns ja schließlich keiner, also niemand, also absolut überhaupt niemand keiner dazu zwingen. Schon das Buch, aus dem wir lesen, ist ja entstanden, weil wir uns rächen … äh … weil ich den Rechen  … weil wir damit rechnen …

Ach was, wir verraten euch das einfach alles bei der Lesung. Oder auch nicht. Doch, klar, da sind wir auf jeden Fall. Wir müssen ja. Nicht. Was? Aua! Ja, klar, wollte ich doch gerade schreiben:

Freitag, 18. März, 10.30 Uhr, Buchmesse Leipzig, Halle 2, Stand H309. Es lesen Claudia Toman, Stefan Cernohuby, Wolfgang Schroeder und Philipp Bobrowski aus „Die Rache der Feder“ (Geschichtenweber, Arcanum Fantasy).

Gut so? Aua!

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Schreibaugust

Vom Schreibtisch, Foto: Marko Tomicic
Vom Schreibtisch, Foto: Marko Tomicic
Vom Schreibtisch
(Foto: © Marko Tomicic)

Am Donnerstag haben wir Monatsmitte, und dann beginnt mein Schreibaugust. Denn wie schon letztes Jahr mache ich Schreiburlaub, Urlaub, um zu schreiben. Gemeinsam mit elf anderen Autoren nisten wir uns für zehn Tage im gemütlichen Haus Sonnenlehen in Grossgmain (Nähe Salzburg) ein und schreiben. Hauptsächlich zumindest.

Dass ich das Schreiben so oft wiederhole, zeigt schon, wie bitter ich es nötig habe, eben diese Tätigkeit mal wieder ins Zentrum rücken zu können. Es steht vor allem die Arbeit an zwei Kurzgeschichten und dem Ratgeber an.

Eine kleine, vorerst sehr geheimnisvolle Neuigkeit gibt es noch: Bei „Hilfe für Autoren“ habe ich ja letzten Monat mit der neuen Interview-Reihe Das sagt xy begonnen, in der Autoren Fragen beantworten, die vor allem für diejenigen, die selbst den Weg in die Herzen der Leser einschlagen wollen, interessant sein dürften. Nachdem ich letztes Mal Anna Koschka verhören durfte, hat mir heute wieder eine hochkarätige Autorin zugesagt, über die sich viele Fans freuen dürften. Und sie hatte gleich eine spannende Idee im Gepäck, die das Ganze für die oben genannte Zielgruppe noch um Einiges attraktiver machen dürfte. Mehr wird aber noch nicht verraten. Ich freu mich!

Das sagt Anna Koschka

Vom Schreibtisch, Foto: Marko Tomicic
Vom Schreibtisch, Foto: Marko Tomicic
Vom Schreibtisch
(Foto: © Marko Tomicic)

Anna Koschka ist die Erste, die mir in der neuen Interviewreihe bei „Hilfe für Autoren“ einige Fragen beantwortet, die ihre Sicht auf die Freuden und Schwierigkeiten des Autorendaseins, das Schreiben und das Veröffentlichen beleuchten sollen.

Ich empfehle, Tag und Nacht Geschichten zu konsumieren. Bücher lesen, Filme, Serien, Dokusoaps schauen, ins Theater gehen, Videospiele, Rollenspiele, alles, was mit Dramaturgie zu tun hat.

(Anna Koschka)

Monatlich soll es nun ein weiteres Inteview geben, wer als nächstes ausgequetscht wird, verrate ich aber nicht, weiß ich es doch selbst noch nicht. Also, nicht ungeduldig werden und erst einmal dem Link zu

Das sagt Anna Koschka

folgen.

Appropos Anna Koschka: Ich freu mich schon riesig aufs diesjährige Schreibexil! Das findet nämlich ebenfalls diesen Monat statt. Schade, dass wir noch nicht zu dessen Mitte vorgedrungen sind, genau dann geht es nämlich los!

Philvent – die vierundzwanzigste Tür

© Ramona Heim
© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

Es war einmal der Prinz. Der kam auf den Hof und rief: „Wo ist die Prinzessin?“
„Welche Prinzessin?“, wollten die Leute wissen.
„Ich bin ihr vom Ball gefolgt, und sie ist hier auf den Hof geritten“, erklärte der Prinz.
Die Leute lachten. „Hier gibt es keine Prinzessinnen!“
Der Prinz überlegte lange. Doch er hatte sie durch das Tor reiten sehen. „Vielleicht ist sie keine Prinzessin. Führt mir alle jungen Frauen vor, die hier auf dem Hof leben!“
Man tat, wie er verlangte. Bald schon sah er sich viel (mehr oder weniger) holder Weiblichkeit gegenüber. Doch konnte er sich nicht entscheiden, welche diejenige war, die er suchte. Er zog den Schuh hervor und rief: „Ich werde sie an ihrem schlanken Fuß erkennen! Diejenige, der dieser Schuh passt, soll meine Frau werden.“
„Welche Größe?“, rief ein vorlautes Mädchen.
Der Prinz schaute nach. „36.“
Doch gleich mehrere der anwesenden Damen behaupteten, sie trügen Schuhe in genau dieser Größe. Und tatsächlich passte der Schuh jeder von ihnen (abgesehen von einer, die wohl geschummelt hatte, und die trotz abgehackter Zehen mit ihre haarigen Hinterpranken nicht in das Tanzschühchen hineinkam).
„Füße werden ohnehin überbewertet“, sagte der Prinz, wählte einfach das Mädchen, das ihm am besten gefiel und fragte: „Willst du meine Frau werden, Prinzessin an meiner Seite und zukünftige Königin?“
Die Erwählte schaute ihn an und antwortete: „Lieber brödel ich mein Leben lang in der Asche!“
Schöne Bescherung!
„Schöne Bescheeeeerung!“, riefen die Leute.

Philvent – die dreiundzwanzigste Tür

© Ramona Heim
© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

Sonntag, 4. Advent. Der Kranz leuchtet hell. Vier Kerzen verkünden nun das Unweigerliche. Das Unvermeidbare. Den Tod. Keine Zeit mehr. Ich habe mich erkundigt. Morgen wird man mich ins Haus holen. Zum Essen. Höhepunkt der Feierlichkeiten. Wenigstens musst du dann nicht mehr frieren, haben mir die gesagt, die Mitleid mit mir haben. Wenigstens hältst du dann den Schnabel, sagten die anderen. Ja, mir ist jetzt schon heiß. Und meinen Schnabel werde ich verlieren. Da kommen sie! Ist es schon so weit? Nein, sie schauen nur, ob ich kräftig und gesund bin. Das Futter war gut. Aber ich zittere. Obwohl mir ganz und gar nicht kalt ist. Habe ich Fieber? Werde ich krank? Das ist es: frohe Weihnachten!

Philvent – die zweiundzwanzigste Tür

© Ramona Heim
© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

Irgendetwas stimmte nicht. Sie schaute lange aus dem Fenster. Begriff nicht, was es war. Sie schüttelte den Kopf und setzte sich wieder vor den Fernseher. Sie zappte durch die Programme. Keines konnte sie lange begeistern. Hunger. Sie ging zum Kühlschrank. Ein Joghurt. Ein Apfel. Und die Schachtel mit dem Rest vom Stollen, den die Mutter ihr geschickt hatte. Sie schloss den Kühlschrank, öffnete ihn aber gleich wieder. Eine Möhre. Sie betrachtete sie lange und ging wieder zum Fenster. Der Schneemann. Er war nicht mehr da. Gestern hatte sie ihm noch gewunken. Heute war er weg. War das seine Spur dort im Schnee? Sie ging in den Garten. Vergaß den Hunger. Eine Botschaft im Schnee: Bei dir war mir zu kalt.

Philvent – die einundzwanzigste Tür

© Ramona Heim
© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

„Du bist zu früh!“
„Bin ich nicht, alter Sack!“
„Na, dann schau mal in den Kalender, Löffelchen.“
„Kannst mir glauben, ich wär auch lieber im Nest geblieben. Anweisung von oben. Soll dir helfen, weil du das in deinem Alter nicht mehr allein auf die Reihe kriegst.“
„Das hat – wenn überhaupt – nichts mit meinem Alter zu tun, sondern  damit, dass die Wünsche nicht gerade bescheidener werden.“
„Wie auch immer.“
„Wie auch immer. Du kommst trotzdem zu früh. Weihnachten ist erst in drei Tagen.“
„Und vorher hast du nix zu tun?“
„Ein bisschen Gartenarbeit.“
„Aha. Hast du auch Möhrchen?“
„Wer wünscht sich schon Möhrchen? Außerdem wird alles genau abgezählt eingepflanzt. Überproduktion is nich.“
„Ich hab jedes Jahr Eier übrig.“
„Lass stecken!“
„Würden aber gut zu deiner Rute passen.“

Philvent – die zwanzigste Tür

© Ramona Heim
© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

Die Entscheidung war gefallen! Er wollte kein Risiko eingehen. Er durfte kein Risiko eingehen. Nicht an einem Heiligen Abend, an dem er zum ersten Mal der Gastgeber war. Nicht bei einem Abendessen, das er noch nie zuvor gekocht hatte. Nun stand er in seiner Küche und betrachtete die Zutaten für das Festessen. Sicher, es war ein wenig verschwenderisch. Doch zu einem solchen Anlass musste er sich einfach einen Probedurchlauf leisten. Ein Testkochen vier Tage vor dem Fest.

Er begann mit der Beilage, wollte sich sozusagen eingrooven. Er hielt das für eine gute Idee. Aufmerksam studierte er das Rezept. Er hatte es seiner Mutter aus dem Kreuz geleiert. Die hielt sein gesamtes Vorhaben offenbar für eine weit weniger gute Idee. Aber sie traute ihm ja kaum zu, die eigenen Schuhe zuzubinden. Tatsächlich war er allerdings selbst nach mehreren Anläufen nicht zufrieden. Er entschied sich nach dreistündigem vergeblichen Bemühen dazu, sich auf die Hauptspeise zu konzentrieren, deren Zubereitung ihm ein wenig unkomplizierter schien, und die Beilage fertig zu erstehen. Wirklich war er schließlich nach nur zwei Versuchen, als der zarte Fleischgeschmack seine Zunge umschmeichelte, überzeugt, es schmecke fast so gut wie bei Muttern.

Der Stolz auf das Vollbrachte verführte ihn dazu, sich gleich an seinen Computer zu setzen und eine weihnachtliche Speisekarte zu entwerfen. Ein Seufzen entfuhr ihm, als er die Buchstaben betrachtete: „Heiße Würstchen mit Kartoffelsalat“.

Philvent – die neunzehnte Tür

© Ramona Heim
© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

Ja, ja, ja! Pack es aus! Sabine konnte es kaum erwarten. Längst ärgerte sie sich nicht mehr, dass sie Andrea bewichteln musste. Es war die Chance, ihr alles heimzuzahlen. Jaja, nipp du nur an deinem Orangensaft. Wir wissen alle, du hast ein Alkoholproblem. Und du bist ne blöde Kuh!

Einen Moment hatte Sabine geglaubt, gehofft, sich gewünscht, sie könnten mehr als Kollegen sein, Andrea und sie. Vor ein paar Tagen erst, als Andrea den Finger auf Sabines Armband gelegt und gesagt hatte: „Du sammelst Trollbeads? Ich auch.“ Doch schon einen Wimpernschlag später war da nur wieder das altbekannte fiese Grinsen.

Ja, diese böse Überraschung hast du dir verdient. Und das Lachen der Kollegen. Sabine hatte es sich schon beim Kauf der Schweineleber nicht verkneifen können. Lies den Zettel: „Ersatzleber“! So schnell hatte Andrea sicher noch keine Party verlassen.

Jetzt erst fand Sabine die Ruhe, ihr Wichtelgeschenk auszupacken. Ein Trollbead!

Philvent – die achtzehnte Tür

© Ramona Heim
© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

Shit! Wo war das verdammte Ding? Er brauchte es unbedingt! Wie konnte er es von gestern auf heute verlegt haben? Er suchte ein zweites Mal in der Küche. Nichts. Schlimmer konnte ein Morgen kaum beginnen. Wohnzimmer. Nichts. Wenn er den Kalender nicht fand, war für ihn der Tag gelaufen. Arbeitszimmer. Nichts. Gleich hatte er einen Termin. Und die Tür bliebe verschlossen. Schlafzimmer. Ni… da! Erleichtert streichelte er über den Weihnachtsbaum auf der Oberseite, dann öffnete er Türchen Nummer 18. Als er die Schokolade auf der Zunge schmelzen ließ, wurde er vollständig ruhig.

Philvent – die siebzehnte Tür (nachgereicht)

© Ramona Heim
© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

„Haben Sie eine dicke Suppe? Ich habe hier bisher nur Kaffee getrunken. Aber heute hätte ich gern eine dicke Suppe.“
„Wir haben Avocado oder Tomate.“
„Avocado, ist die nicht mit Chili?“
„Ja.“
„Also scharf. Dann Tomate.“
„Irgendwas dazu?“
„Ja, ich hätte dazu gern ne Kleinigkeit gegessen.“
„Äh, zur Suppe gibt es ohnehin Baguette.“
„Bieten Sie nicht zum Frühstück Brötchen an? Eines mit Lachs hätte ich gern.“
„Ich schaue mal, ob wir jetzt am Nachmittag noch Brötchen haben.“
„Achso, na dann nehme ich zusätzlich noch ein Käsebrötchen. Und könnten Sie noch ein bisschen Holz im Kamin nachlegen? Es ist kalt im Winter.“
„Nein, tut mir leid, das ist nur ein Bildschirm.“

Philvent – die sechzehnte Tür

© Ramona Heim
© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

Sonntag, 3. Advent. Nur eine der Kranzkerzen flackert nicht. Die drei anderen verkünden das baldige Weihnachtsfest. Der Anblick pflanzt erste Sorgen in mein Hirn. Wie viel Zeit bleibt mir noch? Wenig. Das ist sicher. Ist es schon so weit? Heute? Oder doch erst morgen? Gibt es keinen Ausweg? Wer kann mir sagen, wann man mich ins Haus holt? Noch eine Kerze? Sicher? Dann bleibt mir noch eine Woche. Eine Woche Angst.

Philvent – die fünfzehnte Tür

© Ramona Heim
© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

Mir fiel die Kinnlade herunter. Was hatte sie gesagt? Sie wolle Weihnachten endlich einmal rundum genießen? Was hatte sie die letzten Jahre anders gemacht? Jahre, in denen die ganze Arbeit mir zufiel. Sie hatte sich doch immer stundenlang mit dem Schmücken des Weihnachtsbaums aufgehalten. Des Baums, den ich zuvor gekauft, transportiert und mühsam aufgerichtet hatte. Ich kümmerte mich um die Wohnung. Ich kümmerte mich ums Essen. Ich kümmerte mich um die Gäste. Sie kümmerte sich nur um den Baum, alles andere kümmerte sie nicht. Wenn ich nicht wäre …
„Du siehst ganz schön scheiße aus“, unterbrach sie meinen empörten Gedankenfluss. „Du solltest dringend zum Arzt gehen.“ Sie bückte sich, wühlte eine Weile im hohen Schnee, fand, was sie suchte,  und reichte mir die heruntergefallene Kinnlade.

Philvent – die vierzehnte Tür (nachgereicht)

© Ramona Heim
© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

Es roch nach Apfelsinen und Nüssen. Und es war stickig. So tief hatte ich meine Nase noch nie in den Sack gesteckt. Wie war mein Kopf, der brummte, als sei eine ganze Herde Rentiere darübergaloppiert, da hineingeraten? Ich erinnerte mich nur noch an die Party, mit der wir den erfolgreichen Abschluss unseres alljährlichen Arbeitseinsatzes gefeiert hatten. Der Rest war ebenso dunkel wie meine derzeitige Umgebung, die schuckelte, als säße ich noch auf meinem Schlitten. Ich versuchte, zu ertasten, wo ich war. Gerade fand ich meine Rute, da hörte ich quietschende Reifen – war ich in einem Kofferraum? Plötzlich öffnete sich ein Spalt, helles Licht blendete mich. Ich hörte eine Stimme: „Ich hoffe, Sie haben die Fahrt in meinem Taxi gut überstanden.“
„Mein Schlitten wäre bequemer gewesen.“
„Dann sollten Sie sich nächstes Jahr nicht so besaufen. Und von mir aus hätten Sie ja gern vorn sitzen können. Aber Ihre Rentiere waren dagegen.“

Philvent – die dreizehnte Tür

© Ramona Heim
© Ramona Heim
© Ramona Heim

Ich wünsche euch eine frohe Philventszeit! Hä? Ja, richtig gehört. Das ist die Zeit der 24 kleinen Geschichten. Jeden Tag eine neue. Und jede neue übertrifft die vorige um einen Satz. Bis zum 24. Dezember, Philnachten, geht das so.

Ey, krass, Alter. Ich gestern in die City aufn Weihnachtsmarkt. Voll voll da. Und voll Schnee, logisch, ne. Ich mich fast auf die Schnauze gepackt. Konnt mich gerade noch festhalten, am Stock von soner Alten. Hat die sich auf die Fresse gepackt. Ich denk noch, Glück gehabt, springt mich der Hund von der Alten an. War nur son kleiner Baumpisser. Ich den am Genick und voll weggefeuert, die Töle. Voll in sone Bäckerbude in den Ofen rein. Ich voll laut losgelacht, von wegen Hundekuchen und so, da stolper ich rückwärts über die Alte. Scheiß Schnee, hab ich gedacht, als ich die Oma verprügelt hab.

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