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Tippi, die ihr vielleicht noch aus früheren „Schon überarbeitet?“-Artikeln kennt, hat im Unterschied zu mir keine Zeit vergehen lassen. Als der ebenfalls bekannte Herr Schultertipper ihr von den möglichen drei Überarbeitungsschritten erzählt hatte, in denen sie sich nacheinander um Inhaltliches, Stilistisches und Grammatikalisches kümmern könnte, wollte sie sich sofort an die Arbeit machen.
„Stopp!“, rief da der Schultertipper. „Warum so eilig?“
Tippi aber wunderte sich, was der Kerl gegen ihren Arbeitseifer haben könnte. Der wiederum erklärte ihr, sie müsse zunächst einmal eine Pause einlegen, den Text, den sie doch gerade erst geschrieben habe, ruhen lassen, Abstand gewinnen. So viel wie möglich (wenigstens ein paar Tage, besser ein paar Monate), falls nicht viel Zwingenderes als die eigene Ungeduld dem im Wege stünde.
Es ginge darum, dem Text mit so fremdem Blick wie nur möglich wiederzubegegnen, damit sie nicht mehr lese, was sie schreibend gemeint habe, sondern nur, was dort tatsächlich stehe. Dieser Schritt, die Pause für den Text, sei wichtiger Bestandteil der Überarbeitung und auf keinen Fall zu vernachlässigen. Tatsächlich könne man ihn im weiteren Verlauf gern noch einige Male wiederholen, etwa vor jedem weiteren Überarbeitungsschritt.
Ihre Ungeduld, sagte er Tippi, als er die Enttäuschung in ihren Augen sah, könne sie am besten dadurch zügeln, indem sie sich inzwischen einem anderen Text widme: einem, der noch geplant, geschrieben oder nach seiner Pause nun überarbeitet werden müsse.