
Aufgabe:
Stell dir vor, du wolltest oder solltest in deiner nächsten Geschichte eine Figur verwenden, die den Namen Chalet Nachtigall trägt. Nun stell dir bitte eben diese Figur vor und schreibe die ersten 1-5 Sätze auf, mit denen du diese Figur in deine Geschichte einführen würdest. Es spielt keine Rolle, ob sie deine Protagonistin oder nur eine Randfigur darstellen würde.
Der Mann in ihrer Umkleide hätte Chalet Nachtigall nicht gestört. Es kam vor, dass ein Verehrer nach der Vorstellung den Weg dorthin fand. Wenn er gut aussah und ihr Blumen mitbrachte, so wie dieser junge Herr, hatte sie nichts dagegen einzuwenden. Nein, was sie mehr als nur ein wenig pikierte, war die Tatsache, dass er sie nicht beachtete. Stattdessen starrte er etwas hinter ihr an.
Chalet Nachtigall hieß tatsächlich so und zwar nicht, weil sie in der gleichnamigen Almhütte in Saas-Grund gezeugt oder geboren worden wäre, sondern weil ihre Mutter ein ganz unerklärliches Interesse an exotischen französischen Namen hatte. Dabei gab es so schöne Vornamen: Chantale, Yvonne, Berenice oder Claudette – durchaus gebräuchlich und sehr wohlklingend. Aber nein, Chalet musste es sein. Als habe Mutter zwischen den Presswehen an irgendwelche Gebäude gedacht. So gesehen konnte Chalet ja froh sein, dass die Wahl nicht auf Chateau oder Appartement gefallen war.
„Chalet Nachtigall, bitte melden Sie sich bei der Information“, dröhnte eine Stimme durch den Lautsprecher. Chalet sah sich um. Doch keiner der Anwesenden reagierte. Nein, warum auch. Damit war schließlich sie gemeint. Sie. Chalet Nachtigall. Wie lange es wohl brauchen würde, bis sie sich an ihren neuen Nachnamen gewöhnt hatte? Manchmal wünschte sie, sie hätte einen Mann geheiratet, der einfach nur Schmidt oder Huber hieß.
Chalet Nachtigall verdankte ihre Existenz einer stürmischen, aber einmaligen Begegnung in einer Schweizer Sennhütte. Ein unbekannter Mann mit Sternen in den Augen zeugte mit einer Frau mit Gold in der Kehle im Rausch der Sinne eine Tochter, die später von allen Freunden Charlie genannt wurde. Nachdem ihre Mutter immer noch vom Erfolg ihres Konzertes auf Nightingale Island im Südatlantik vor Millionen von Seevögeln wie Sturmtauchern, Gelbnasenalbatrossen und Felsenpinguinen träumte, gab sie ihrem Kind den Namen Chalet Nachtigall als Erbe und Verpflichtung. Als Taufpaten konnte die Mutter den großen Gelehrten Prof. Abdul Nachtigaller gewinnen.
Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel: Üppige Locken bis zur Schulter, das Rot der Lippen vielleicht zu gewagt, ein geheimnisvoller Blick unter dunkel geschminkten Lidern. Das Mieder eng geschnürt, zu eng fast, um sich zu bücken und die 15 Zentimeter hohen Pumps anzuziehen. Jetzt noch die Nerzstola, locker um den Hals drapiert, damit der Adamsapfel nicht auffiel – und bis zum Ende der Nacht war Horst Knaake wieder Chalet Nachtigall.
Chalet Nachtigall wartete im Schatten eines Containers in der Nähe der einzigen Lampe am Pier 17. Früher waren es bessere Zeiten gewesen. Früher hatte man solche Treffen in feinen Hotels vereinbart. Heute zehrte das lange Warten an der zunehmenden Körperfülle, die Beine wurden einem schwer. Chalet kratzte seinen Bart. Scheisse, auch die Decknamenvergabe des MI5 war inzwischen miserabel.
Vielen Dank an die teilnehmenden Autorinnen und Autoren!
Hab mich weggeschmissen und verlange ultimativ beim nächsten Sechser mit an Bord zu sein.
Ich setz dich einfach mal auf die Liste. Das nächste Mal wird es wahrscheinlich noch nichts, aber Autoren sind es ja gewohnt, zu warten. 😉
Köstlich! Kann da jeder mitmachen und wenn ja, wie?
Hallo Robin,
jein.
Ich wähle für jeden Sechser gezielt unter meinen Autorenkollegen aus. Die Liste ist jetzt schon lang. Und es sind eben jedes Mal nur sechs.
Aber ich freue mich, wenn die jeweiligen Anregungen auch in den Kommentaren noch aufgegriffen werden.
Wie würdest du Chalet Nachtigall denn in eine Geschichte einführen?
Da kann ich jetzt nichts schreiben, das ist mir peinlich *rotwerd* Vielleicht beim nächsten Mal.
🙂
Wie jetzt, muss man sich echt bei dir anmelden?
Ich fand es übrigens auch witzig, dass zwei Autoren der Meinung waren, der Name könnte nur zum einem „männlichen “ Prota passen. 😉
Wolfgang
Nein, lieber Wolfgang, anmelden muss man sich nicht. Bringt auch nichts. 😉 Überraschen lassen heißt die Devise.
Au ja! Da will ich auch mal mitmachen! 🙂
Das freut mich, liebe Claudia. Und was bin ich froh, dass mir diese Spannung erspart bleibt, bin ich doch der einzige Autor aus meinem Bekanntenkreis, der mit absoluter Sicherheit behaupten kann: „Mich triffts eh nie.“ 🙂
Ich wäre auch gerne dabei, Philipp, ich habe mich gerade weggeschmissen 🙂
🙂
Dann sammel dich mal wieder ein. Nicht dass die Redaktion dich im Ernstfall nicht antrifft. 😉
Schon passiert! Sollte die Redaktion rufen, stehe ich komplett zur Verfügung …;)
Sehr gut, ich richte es aus. 🙂
Die Verfasserin des Kommentars hat mich gebeten, diesen zu löschen, da er aufgrund eines Missverständnisses entstanden ist.
Philipp
Und was nun?
Man sollte vielleicht erst mal die bereits vorhandenen Beiträge lesen, bevor man seinen Senf abgibt, da hatte wohl vor mir eine ähnliche Idee – aber so geht einem das, nachts um halb eins…
Nun hast du einen Kommentar zum Artikel abgegeben, in dem du deine Version vorstellst. Ist doch okay.
Und warum hat mein Smiley dann so schrecklich herunter gezogene Mundwinkel ?
Keine Ahnung. Den generiert die Blogsoftware.
Besser so? 🙂
ok, dann bin ich eben ein unbeschriebenes Blatt…:-) warte es ab, zur BM 2012 in Frkft erscheinen gleich 2 Bücher von mir, in unterschiedl. Verlagen, Print und E-Book, ganz ohne DKZ!
🙂 Freue mich! ❤
Das freut mich auch sehr für dich! 🙂
DANKE – bin daher noch etwas im Stress, nur war Chalet Nachtigall so verlockend, dass ich gleich darauf ansprang, mitten in der Nacht, als ich eigentlich nur den PC schließen wollte…jetzt muss ich aber …danke nochmals + wünsche dir + allen anderen Teilnehmern einen SCHÖNEN! Tag. 🙂
Danke. Dir auch!