Aufruf zum Forenmissbrauch

Wer Mitglied in einem oder mehreren Literaturforen ist, wird sie kennen: Die jungen, aufstrebenden Autoren, die durch diese Foren vagbundieren wie Staubsaugervertreter, um ohne anzuklopfen und mit ausgesprochen „kluger und unauffälliger Taktik“ die Werbepostings für ihre Werke fallen lassen, als seien es Pferdeäpfel. Viele von ihnen haben nicht einmal die Zeit, Interesse am sonstigen Forenleben zu heucheln. Zumindest in  den meisten mir bekannten Foren haben sie damit allerdings auch alles andere als Erfolg,  erreichen genauer gesagt genau das Entgegengesetzte ihres Ziels, weshalb ich immer wieder nur dazu raten kann, Foren nicht zuallererst und ausschließlich als billige Marketingplattformen anzusehen.

Immer wieder muss ich jedoch beobachten, dass geradezu zu dieser Strategie aufgerufen wird. Zum Beispiel von PoD-Dienstleistern, die schließlich ihren Autoren irgendwelche „ausgesprochen erfolgreichen“ Selbstvermarktungsmöglichkeiten empfehlen müssen, um nicht klar zuzugeben, dass eben gerade das Marketing der Schwachpunkt ihres Konzepts ist.

So erhielt ich gerade gestern eine Rundmail eines solchen Dienstleisters mit dem viel sagenden Betreff: „Buchvermarktung: Internet-Foren“. Darin heißt es:

Auf der einen Seite gibt es einige Foren speziell für Autoren, in denen das Thema Schreiben und Veröffentlichen von Büchern im Mittelpunkt steht. Dort ist die ausführliche Vorstellung des eigenen Buches selbstverständlicher Bestandteil der Diskussion. Aber auch in den vielen themenbezogenen Foren wird Ihre Teilnahme, die Sie als Buchautor darstellt, willkommen sein. Sie erweisen sich so als interessanter und kenntnisreicher Ansprechpartner. Es ist daher angemessen und sinnvoll bei der Neuanmeldung bzw. Vorstellung in einem Forum die eigene Autorentätigkeit und die bisherigen Veröffentlichungen zu erwähnen.

Glücklicherweise folgt noch der dezente Hinweis:

Die Präsentation eines Buches sollte hierbei sicher nicht im Vordergrund stehen, ein dezenter Hinweis bietet jedoch häufig Gelegenheit zur Diskussion mit den anderen Mitgliedern des Forums.

Da kann man nur hoffen, dass sich die Adressaten vor allem diese Zurückhaltung hinter die Ohren schreiben. Schließlich sollte man von einem guten Forum erwarten, dass es weit mehr ist als eine reine Werbeplattform, zumal zumindest ich sowieso weder das Geld noch die Zeit hätte, all die vielversprechenden Werke Hunderter und Tausender von Mitgliedern zu erwerben.

4 Antworten auf “Aufruf zum Forenmissbrauch”

  1. Na ja, wie du schon schreibst, bemerkt man solche „Mitglieder“ meist schnell. Das kann dann leicht zur Anti-Werbung werden – wer als unangenehm, weil nur am eigenen Werk und nicht am Forumsleben interessiert, auffällt, von dem kauft man noch weniger gerne etwas.

  2. Umgekehrt kann man, wenn man dran bleibt, auch sehr schön themenbezogen „Werbung“ machen – und es wird noch als nützlicher Beitrag empfunden.
    Mitunter wird ja z.B. über ein bestimmtes Thema/Subgenre diskutiert, gefragt, wo es gute Podcasts gibt usw. Da kann einem keiner verbieten, auch das eigene Werk, so es tatsächlich wie die Faust aufs Auge passt, reinzuschreiben und das ist dann sogar noch eine nützliche Info.

    Ansonsten kann ich nur allen Jungautoren, die Foren zur Werbung nutzen wollen, empfehlen: Nie was anderes vorgeben zu sein, als man ist. (Nein, der Autor ist der Autor und kein begeisterter Leser! Und ja, man wundert sich, warum LESER unbekannter Werke, sehr oft im Print-on-demand-Verfahren erzeugt, ausgerechnet in AUTORENforen auftauchen und dort einzig und allein ihr neues Lieblingsbuch vorstellen.) Und man sollte immer als einen der ersten Beiträge was in den Vorstellungsbereich schreiben (ich verstehe nicht, warum das viele Autoren nicht nutzen – das seht die Forenleitung gerne und man kann schon mal neugierig auf die Werke machen) und eigene Themen zu Veröffentlichungen erst nach frühestens (!) einer Woche aktiver Mitgliedschaft starten. Gerade wenn man neu ist, sollte es nicht schwer fallen, ein paar Beiträge zu finden, wo man auch etwas zu sagen hat.

    Wer Foren allerdings „ätzend“ findet und nur was ablädt, für den ist das vermutlich nicht die richtige Strategie. Es bringt schon was, aber eigentlich nur, wenn man dran Spaß hat – und ja, die anderen Leute merken das, ob man sich gerne mit ihnen unterhält oder nicht. Und insgesamt gesehen sind Foren ein großer Kostenfaktor. Wem es keinen Spaß macht, der kann vermutlich, wenn er die Zeit in andere Werbeaktionen steckt, mehr erreichen.

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